Frankreich wiederentdeckt

Meine aktiven Frankreich Erfahrungen stammen größtenteils aus der Zeit der Deutsch-Französischen Freundschaft. Als man in den 80er Jahren versuchte, das Verhältnis der beiden Länder zu verbessern. In der Schule lerne ich Französisch und nahm an einem zweiwöchigen Schüleraustausch zwischen Regensburg und Nizza teil. Meine Austausch-Schülerin und ich passten zusammen wie Rotwein zu Fisch. Trotzdem schlummerte eine Neugier zu dem Land in mir, die ich nicht zuletzt meinem Französisch-Lehrer zu verdanken habe. Er steckte einen Haufen pubertierender Teenies in einen Bus zusammen und teilte seine Leidenschaft für den Süden Frankreichs mit uns. Von Nizza nach Cannes über nach Gasse bis Nimes und Avignon zeigte er uns seine Perlen. Irgendwann gab ich das Nachbarland trotzdem auf. Denn im Gegensatz zu den USA hatte ich immer den Eindruck, dass – auch wenn ich mich mit der Sprache noch so sehr bemühte – die westlichen Nachbarn gerne auf ihrem hohen Rösschen saßen und mich sowieso nicht verstehen wollten. Wie anders erlebe ich die Atlantik Küste nun – 20 Jahre später.

Meine Verwunderung fing bereits vor fünf Jahren an, als ich in München französische Nachbarn hatte. Eine junge Familie mit einem kleinen Sohn, die die bayrische Stadt und das angenehme Leben lobten. Echte Franzosen, wunderte ich mich? Kann das tatsächlich sein? Aber auch als wir uns langsam anfreundeten blieb der Eindruck. Sie genossen das Leben, das sie als so viel angenehmer als das stressige Paris empfanden. Nur zuletzt hörte ich sie über das deutsche Baguette klagen – weil es nicht schmeck und obendrein viel zu teuer ist. Und hey – jetzt, da ich jeden Tag in Chatelaillon Plage, südlich von La Rochelle ein frisches, knuspriges, oft noch warmes und duftendes Baguette für läppische 95 Cent verzehre, weiß ich ganz genau, was sie meinen! Unser deutsches Baguette hat den Namen nicht verdient. Weißbrot – ok – aber bitteschön nicht Baguette.

Die Atlantik Küste ist wunderschön! Und die Stimmung hier total entspannt. Ruhig und freundlich. Überhaupt können wir uns von den Franzosen hier im Punkto Höflichkeit eine Scheibe abschneiden. An der Kasse im Supermarkt wird so lange gewartet, bis der Kunde seine Ware in die Tasche geräumt hat. Jeder wünscht sich einen guten Tag, einen angenehmen Nachmittag oder einen schönen Aufenthalt in dem kleinen Städtchen. Im Orange Telekommunikationsladen, den ich aufsuche um mir für meine Internetverbindung noch mehr Gigabyte zu kaufen, ist man „stets zu meinen Diensten“ obwohl ich mich entschließe, das Angebot nicht anzunehmen. Hier ist sich der Store Manager auch nicht zu fein, mich zu bedienen, obwohl er gerade etwas anderes vorhatte. Da seine Mitarbeiterin jedoch bereits im Gespräch ist, kommt er selbstverständlich und höflich aktiv auf mich zu.

Am Flughafen in Nantes habe ich Glück, denn ich bekomme das einzige Taxi, das weit und breit zu sehen ist. Auf meine Frage, ob es in Nantes nicht so viele Taxis gäbe, meint der Taxifahrer, dass wieder mal gestreikt würde. Daher kämen seine Kollegen nicht zum Flughafen durch. Warum gestreikt würde, konnte er mir nicht erklären. Denn bei all den regelmäßigen Streiks, die in Frankreich stattfinden würden, hätte er sich den Grund für diesen nicht gemerkt. Er wisse nur, dass es am Donnerstag einen neuen Streik gäbe. Völlig geplättet war ich, als der Taxifahrer meinen Koffer nicht nur aus dem Kofferraum hob, sondern mir auch noch die Stufen ins Hotel hoch trug. Und das, obwohl er umgehend gemerkt haben musste, dass er für meinen vierwöchigen Aufenthalt nicht gerade leicht war. Ich meine ganz ehrlich – wann ist Euch das jemals in Deutschland passiert?

Überhaupt will mich hier jeder verstehen. Und mein Französisch ist wahrlich nicht gut. Manchmal habe ich Glück und mein Gehirn kann die Schul-Wörter und aus dem Gedächtnis im passenden Moment hoch-schaufeln. Viel zu oft bleiben sie im Dunklen vergraben und poppen – wenn überhaupt – viel zu spät hoch. Verzweifelt greife ich manchmal auf Englisch zurück, was ich mir aber ebenso gut sparen kann, denn diese Sprache beherrschen hier die wenigsten. Aber dafür kommen sie meist mit Wörter-Vorschlägen nach dem Motto „was will mir diese Frau sagen“ zu Hilfe. Und so klappt es dann doch.

Mit meiner der romanischen Sprache sehr beflissenen Freundin wollte ich vor meiner Abreise noch regelmäßige Konversationskurse machen. Sie gibt Schülern Nachhilfe in Französisch und hätte meine Schulkenntnisse sicher etwas aufpolieren können. Kein einziges Mal habe ich es auf die Reihe bekommen. Zu viel zu tun im Job und vor der Abreise. So habe ich mir ihren praktischen Rat – „Sprechen ist sowieso die beste Übung“ – zu Herzen genommen und plappere einfach darauf los. Das lässt mich nicht immer besonders intelligent wirken. Im Schulzeugnis hätte man mir ein „sie war stets bemüht“ dafür ausgestellt. Aber Spaß macht es trotzdem und wenn mein französisches Gegenüber zudem geduldig und hilfsbereit ist, kommen wir doch prima zusammen.

Übrigens: Wenn du wissen willst, was eine Auszeit, bei der man sich aus dem eigenen Alltag raus nimmt, mit einer schamanischen Visionssuche gemeinsam hat, dann lies gerne hier nach: verakubeile.com

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